Freitag, 29. September 2023

Alltag II

Damit beim Lesen etwas Karibikfeeling aufkommt, hier etwas Musik, die so ähnlich den ganzen Tag im Radio läuft:

https://www.youtube.com/watch?v=nc5MuTm74m8&list=PLqA-_reUYj-TCzVh-nv8jL8KoUaW5jY0Y 

Wo sind wir denn beim Thema Alltag stehen geblieben? Richtig, beim stoischen Warten in der heissen Sonne. Wobei es im Moment regnerischer ist als auch schon (offensichtlich war es für die eigentlich aktuelle Regenzeit viel zu trocken). Und somit schiebt sich hin und wieder zur Freude aller wartender Eltern eine Wolke vor die Sonne. Feuchtwarm ist es trotzdem. Wenn es die Wolken erlauben, klappt es auch mal, zum Ärger der Kinder (K1: "Papa, das schisst mi eifach a", K3 fängt an zu weinen), zu Fuss nach Hause zu gehen.

Wenn wir schon mal gedanklich vor Ort sind, hier noch ein paar Anekdoten aus den Schulstuben. Die Schule dauert ja jeweils von 8:00 bis 11:30 und von 13:30 bis 16:00. Beziehungsweise gehen die Kinder am Dienstag und Freitag noch an den Mittagstisch. Das haben wir mit ihnen ausgehandelt, weil: 1. mehr Kontakt mit französischen Gspändli, 2. Auswärts versuchen sie eher mal was zu essen, das sie nicht kennen, 3. Ich muss einmal weniger in der scheissheissen (excüse!) und kleinen Küche kochen, 4. Ich karre einmal weniger mit dem Auto zur Schule und nicht zu vergessen 5. Surfen zu zweit. Das (kreolische) Essen in der Schulkantine kam bisher mal besser, mal weniger gut an. Immerhin, es gibt natürlich nach dem Hauptgang - was sonst - Käse. Etwas französische Kulinarik muss auch auf Guadeloupe sein. 

Nach dem Mittagessen gibt's für die Kinder der maternelle Mittagsschlaf. Könnt ihr euch K3 vorstellen, wie es auf dem Stuhl höckelnd, den Kopf auf ihr von den Eltern zusammengeschustertes Kopfkissen legt und ruht? Ich mir au nöd! Tatsächlich ist es scheinbar aber auch schon eingeschlafen dabei, wie wir abends danach um 22:00 festgestellt haben. Es hat dann eben nicht mehr geschlafen, auch liegend im Bett nicht. 

Rennen geht übrigens gar nicht! Wenn ich die Kinder abhole, rennt mir K3 immer schon entgegen bzw. rannte. Es wurde das letzte mal von der Lehrerin ermahnt: Marcher, pas courir! Da bröckelt einem schon etwas das Herz, oder? 

Klimaanlagen gibt es in der Schule keine. Ventilatoren schon, wobei sich K2 enerviert, dass immer nur die Ventilatoren auf der anderen Seite des Schulzimmers laufen würden. Eine Klimaanlage gibt's einzig im Lehrer*innenzimmer. Ich kann mir noch nicht ganz vorstellen, wie die Kinder bei 32 Grad und 75% Luftfeuchtigkeit lernen können. Ich muss mich manchmal ins klimaanlagengekühlte Schlafzimmer zurückziehen, damit etwas aus einem Buch hängenbleibt.

Elternabendende gibt's auch. Davon erzählt euch dann sicher Simone!

Nun aber genug zur Schule. Wir machen uns auf den Heimweg - mit allen anderen Familien und Autos. Erster Challenge, von der Seitenstrasse in die Hauptstrasse einbiegen. Dort warten jeweils zwei Polizisten beim Fussgängerstreifen (heute waren es 3!), welche die Autos anhalten, wenn ein Kind über die Strasse möchte. Nur selten erbarmen sie sich und regeln den Verkehr auch für Autofahrer*innen. Immerhin, die Leute hier sind sehr zuvorkommend und lassen immer mal wieder eine Fahrer*in einbiegen. Weniger zuvorkommend sind die Fahrer*innen, welche auf der Autobahn ihre abendlichen Rennen veranstalten (ich meine das wortwörtlich), inkl. Polizei, die hinterherrast.

Zuhause angekommen geht's dann an den Strand. Das schöne Licht am Abend ist einfach grandios. Das Wasser in der Zwischenzeit auch etwas angenehmer temperiert - das Gefühl im Wasser zu schwitzen wenn man zwei Züge schwimmt gibt's nicht mehr. Und sändelen geht natürlich auch fast immer. 

Zum Alltag gehören weiterhin Tiere. Gestern habe ich eine grosse Krabbe (ich hab all meinen Mut zusammengenommen) aus dem Pool gerettet und heute einen Frosch aus unserer Wohnung (gut für's Karma). Der Käfer aus der Schublade ist seit einigen Tagen nicht mehr aufgetaucht. Vielleicht habe ich ihn mit der Kelle doch mal erwischt (eher weniger gut für's Karma). Ameisen sind auch sehr präsent. Wehe man vergisst nach dem Essen den Boden zu wischen. Sie finden innerhalb weniger Minuten jeden Krümel. Auch bei nicht dicht verschlossenen Verpackungen gibt's rasch eine Versammlung allerlei Getier.

Ebenfalls zum wöchentlichen Programm gehört für mich nun der Besuch des Chors. Die Sänger*innen sind alle sehr freundlich, nehmen sich Zeit mich zu verstehen und langsam zu sprechen. Sie sind voll motiviert (Dynamik ist nicht so ihr Ding, also eher nicht so piano und pianissimo). Schmunzeln muss ich hin und wieder auch über den französischen Akzent bei englischen Liedern. Mein français fédéral lassen wir nun mal beiseite.

Am Mittwoch und an den Wochenenden geniessen wir den Luxus, einfach ganz kurzfristig zu entscheiden, worauf wir gerade Lust haben. Letzten Samstag waren wir an einem Strand mit schwarzem Vulkansand umgeben von Hügeln mit tropischem Regenwald. Einfach traumhaft! 




Dienstag, 26. September 2023

K2 bloggt jetzt auch!

23.9.23: Es hatte am Strand schwarzen Sand. Meine Schwester und ich waren ganz schwarz vom Sand nach dem Spielen. Und es hatte grosse Wellen. Ich war mit meiner Familie im KFC. Wir haben ein Auto gemietet. Papa und ich sind schon mal bis zum Leader Price gelaufen.


Und ohne Korrekturhinweise vom Compi und Begleitung, quasi freies Schreiben, sieht es dann so aus: 

 

25.9.23: wir waren im pul. wir waren in guateloupe unt wir waren im akwarium unt ikwar am sonzten strant.

 

Und dann noch das hier von heute: 

26.9.23: Ich war in der schule den ganzen Tag. Ich war zmittzt in den Franzosen. Ich habe Zmittag gegessen. Ich hatte noch einen Spezialort gezeichnt mit Schiff, Rettungsschiff, Helikopter, Flughafen und Bushaus und Laster.

Sonntag, 24. September 2023

Was ich vermisse...

Kürzlich habe ich mir überlegt, was mir eigentlich wirklich fehlt aus meinem Leben zuhause. Da fallen mir spontan ein paar Annehmlichkeiten ein. Unsere super Kafimaschine (danke an M & Ch, einmal mehr!) bzw. den Cappu, den sie produziert, der fehlt mir schon ein bissi. Und wenn wir schon bei Maschinen sind - auch die Abwaschmaschine wär mängisch mega gäbig. Eigentlich im Allgemeinen unsere Küche, mit schön viel Platz, um auch mehr als ein Päckli Teigwaren auf Vorrat zu lagern. Oder um mal die Türe zumachen zu können und seine Ruhe zu haben, was hier mit einer kleinen offenen Mini-Eckkücke gar nicht geht. Die fehlt mir.

Aber eigentlich fehlt vor allem ihr mir, ihr, die hier lest und kommentiert und uns manchmal schreibt - danke dafür. Wir freuen uns immer ganz fest imfall, und schätzen den Austausch mit euch sehr. Es ist nämlich schon so: So echte Freundschaften und tiefe Begegnungen, die sind hier noch etwas rar. Es gibt ein paar locker flockige Bekanntschaften aus der Résidence. Zum Beispiel Alexia mit Vicky, ihrer Tochter im Alter von K1. Doof nur, dass sie einen kleinen dicken Hund hat, den wir alle nicht so besonders mögen; dann Cécile und Steve, die mehrere Häuser in der Residenz besitzen und in der Regel abends im Pool anzutreffen sind - sie kennen sich aus punkto Residenz-Klatsch-Tratsch; Julie und Jean, die vor etwa 2 Monaten aus der Metropole angereist sind; er arbeitet als Militärpilot und hat mit seinem letzten Einsatz das Herz unserer Kinder gewonnen (wann kann man schon während 2h zuschauen, wie irgendwelche Gendarmerie im benachbarten Fort abgeholt und am Strand abgeseilt werden - und dann macht er noch ein paar extra Eskapaden über der Residenz, das wär was für dich gewesen, Pilotin M.!); schliesslich Gérald mit seinen Jungs, die er lieber an den Strand mitnimmt, als sie zu lange daheim vor dem TV zu lassen (on comprend!); Leo, der auch abends im Pool höcklet und uns den entscheidenden Tipp für die Blutabnahmeklinik von Sam gegeben hat; Phil, der ehemalige Casino-Chef, der Sam die wildesten Gschichtli erzählt, wenn ich nicht da bin; Christine, die eben EINE WOCHE FERIEN in NORWEGEN verbringt (WTF!?) dann natürlich unser Host, ein Handwerker-Polizist, der unsere Fragen ausführlich und korrekt beantwortet, aber ansonsten eher distanziert bleibt (dünkt uns), Bibi, der mit seinem kleinen Hamburger-Imbissstand gleich nebenan eh der Held bei den Kindern ist und mir Paracetamol in Brausetablettenform geschenkt hat für Sam (aber wir können trotzdem nicht grad jeden Tag Burger essen ;-) ); Xavier, unser Surflehrer, der uns auch auf die Mangroventour mitgenommen hat und es bei unseren Kindern immer wieder mit Englisch versucht, was eben leider nicht besser klappt als Französisch. Melissa, die wir auf der Mangroventour kennen gelernt haben, und die uns zwischendurch auf Veranstaltungen aufmerksam macht oder grad ein Atelier für uns reserviert (MERCI MERCI!). Dann natürlich Oli, Freddy, Géraldine und ein paar weitere nette Leute von der Uni. Mit Oli teile ich das Büro und er ist aktuell gerade daran, einen Antrag zu stellen, um uns in der CH, bzw. an der PH, besuchen zu können. Eigentlich hat er glaubs einfach phasenweise die Nase voll von den Wasserkürzungen und all den Staus und will mal weg da. Und via Oli viele potentielle Kontakte, fast zu viele! :-). Myla, die sich ab und zu meiner erbarmt und mir mit der Kafimaschine des Institutsleiters einen Café AU LAIT macht. Sams Chorleute, aber dazu bloggt er wohl mal separat, und dann natürlich die Lehrpersonen und Gspändli der Kinder (aber Abmachen tut man hier weniger, und wir hätten jetzt auch kaum Platz indoor....). Also ihr seht, da ist schon noch bitz Luft nach oben vorhanden. Und emotional ist da viel Raum für euch, auch, wenn wir manchmal vielleicht nicht immer sofort schreiben, telefonieren oder Sprachnachrichten schicken mögen, weil wir das grad einfach auch viel tun (und ergo ein bitz zu krass am Handy hängen, sobald wir im WLAN-Bereich sind, scheint mir).

Back on track. Was fehlt mir sonst noch so wirklich? Mein Velo, bzw. Velofahren. Das wird noch ein bisschen hart werden. Die Geige fehlt mir noch überraschend wenig, aber sie ist ja auch in Profihänden. :-) Der Bogen fehlt mir schon mehr (haha, just kidding). Und ernsthaft - grad wärs sowieso zu heiss zum Geige spielen, da wär ich nach 2 Minuten schweissgebadet. Ein bisschen fehlt mir mein Laptop, der ja immer noch in der Reperaturwerkstatt auf sein zweites Leben wartet. A.R.G.H. Ah, und eine Duschbrause, die man aufhängen kann, das wär auch mal wieder nett. Und Wasser direkt ab dem Hahn zu trinken, natürlich.

Aber dafür, dafür kann ich (fast) jeden Tag im Meer baden. Im wunderschönen, etwas zu warmen Meer. Ich sehe bunte Fische, leider etwas zu viele ausgebleichte Korallen, und kann meine Zehen im Sand vergraben. Die salzige Luft einatmen. Manchmal ein paar Wellen reiten. Mir den Wind um den Kopf pusten lassen. Kokosnusseis essen. Oder Schoggiglacé natürlich. Oder sonst irgendwelche Glacés oder leider geilen Desserts, die Sam immer in den Läden findet. Unter Palmen liegen. Die süssesten Mangos kaufen, und das Beste: voll lokal. Die feinsten Melonen (und - jede ist gut, es sind keine Glückstreffer wie manchmal zuhause). Das Zmorgemüesli mit Passionsfrüchten ergänzen. Soo fein! Den tropischen Regenwald einatmen. Über die Farben hier staunen. Mein Französisch erweitern. Endlich mal wenig Stress haben, und Zeit zum Lesen (und Bloggen). Und eben - schwimmen im Meer oder mich einfach treiben lassen. Ich geniesse das jetzt einfach ganz fest, denn das werde ich dann zuhause wieder sehr vermissen! 


Donnerstag, 21. September 2023

K1 bloggt II

Wenn ich schreibe, K1 bloggt, meine ich das auch so - er kriegt das Laptop und kommt vorwärts wi ds Bisiwätter (natürlich not). Seine Freude am Töggelen ist ansteckend, darum hier gleich seinen nächsten Artikel (fehlerfrei, weil er nichts posten will, das rote Wellenlinien anzeigt).

 

20.9.23: Heute ist Mittwoch. Ich habe frei. Trotzdem brennt die Sonne. Wir sind an den Klippen wandern gegangen.

Dienstag, 19. September 2023

K1 bloggt.

Bevor wir K1 zu Wort kommen lassen, hier noch die Auflösung vom Bild von gestern: Es handelt sich um eine Auf- und Abfahrt gleichzeitig. Mittlerweile habe ich mir sagen lassen, dass es das in der CH auch gibt, allerdings liegen dann die Auf- und Abfahrt viel weiter auseinander. Wir müssen hier voll stillstehen, einspuren und gleichzeitig schauen, wer rechts ab der Autobahn will. Bissi viel auf einmal (in other words: saugefährlich).

 So, hier kommt K1 (danke!):

18.09.2023:  Heute starker Regen in der Schule. Sogar Donner gehört. Und Comic gelesen. Cooler Tag in der école.

19.09.2023: Heute starke Sonne in der Schule. Gebastelt und gelesen. In der Schule Mittag gegessen. Es gab Hörnchen und Tomatensosse und fromage. Cooler Tag in der école.

Montag, 18. September 2023

Quizfrage

 Liebe alle, 

bevor ihr vielleicht in die Herbstferien entwischt, short question: 

Was ist das?

(Kleine Hintergrundinfo: Ich sitze beim Fotografieren auf dem Beifahrendensitz. Sam fährt. Wir stehen an einer Stopplinie still, während ich abdrücke. Eigentlich wollen wir aber auf die Autobahn (links) auffahren. Alles ganz legal, no worries). 



Freitag, 15. September 2023

Alltag

Wir haben bemerkt, dass wir noch gar nicht richtig über unser temporäres Zuhause, die Umgebung hier und den Alltag berichtet haben.

Zuerst einen Kurzabriss zur Insel selber. Guadeloupe besteht eigentlich aus zwei Inseln, Grand-Terre (ca. 30x30km) und Basse-Terre (ca. 20x40km), getrennt durch einen kleinen Meereskanal. Die Insel wird wegen ihrer Form auch die Schmetterlingsinsel genannt. Grand-Terre liegt gegen den Atlantik hin, hat im Nordosten auch eine wilde Steilküste, ist eher "trocken" mit z.B. Zuckerrohrfeldern. Basse-Terre hat ein kleines vulkanisches Gebirge mit dem aktiven Vulkan La Soufrière. Dadurch bleiben dort die Wolken hängen und es regnet häufiger. Darum befindet sich auf diesem Inselteil der tropische Regenwald. Ansonsten gibt es Bananen- und kleinere Kaffee- und Kakaoplantagen.  Es gibt noch weitere kleinere Inseln, welche ebenfalls zu Guadeloupe gehören. Zusammen mit anderen Überseegebieten gehört Guadeloupe zu Frankreich und somit zur Europäischen Union, sprich wir bezahlen mit Euro. Es leben rund 400'000 Menschen auf Guadeloupe und dem Stau nach, der hier täglich herrscht, muss jede(r) mindestens ein Auto besitzen. Die Tagestemperatur liegt im Moment so bei 33 Grad. Aktuell wär eigentlich Regenzeit, aber es regnet dafür verdächtig wenig. Sonnenaufgang ist momentan um 6 Uhr, Sonnenuntergang kurz nach 18 Uhr. Die Tageslänge nimmt nur wenig ab bis im Dezember.

Wir leben in Le Gosier. Das ganze Gemeindegebiet umfasst ca. 30'000 Einwohner, dazu gehören aber viele einzelne Siedlungen. Gewählt haben wir den Ort, weil er nicht weit von Point-à-Pitre liegt, das Zentrum der Insel, wo sich auch die Uni, die medizinischen Einrichtungen, der Flughafen und Hafen befinden. Zudem sind alle Inselteile von hier aus einigermassen gut erreichbar. Wir wohnen zu Fuss 5 min vom Strand, was super ist, weil wir dann nach der Schule/Arbeit noch für ein Stündchen das goldene Licht geniessen und uns abkühlen können. 

Carte Guadeloupe (FR) 

Unser kleines Häuschen befindet sich in einer Résidence - nein keine Villa und auch kein Pflegeheim. Einfach eine Ansammlung von 65! ähnlich aussehenden Häuschen mit Gärten und einer Mauer drumherum.  Zugang nur mit Schlüssel oder Code für das Tor. Ist schon ein bisschen gewöhnungsbedürftig, sich so "einzumauern". Zur Résidence gehört ein Pool, was ja übertrieben scheint, weil sich das riesige Salzwasserschwimmbad (ist aktuell ca. 30 Grad warm) gleich nebenan befindet. Aber die Dusche beim Pool ist nach dem Strandgang mit den drei Kindern Gold wert. Seit wir die konsequent nutzen, ist der Plage de la Maison Geschichte.

Ah ja, und der grosse Parkplatz darf ich nicht vergessen - weil eben siehe oben. Aber um ehrlich zu sein, karren wir die Kinder ebenfalls jeden Tag zur Schule, obwohl der Weg gar nicht mal sooo weit wäre. Der Schulweg führt aber an der wirklich, wirklich viel befahrenen Strasse entlang, und wenn tagsüber die Sonne scheint, wird es auf der Strasse unglaublich heiss. Das können wir den lieben Kinderlein nach einem anstrengenden Schultag nicht zumuten. Und weil das alle so machen, gibt es vor der Schule regelmässig ein Autotetris. Um die Kinder abzuholen, sitzt man entweder in den laufenden klimatisierten Autos, oder aber man stellt sich vor die Schule, bis es klingelt, das Gittertor sich öffnet und die Eltern eingelassen werden (ja, ihr habt schon richtig gelesen, die Eltern werden eingelassen!). Bis es so weit ist, darf man mit 20 anderen Eltern in sengender Sonne warten. Natürlich stoisch - wie immer!

Dienstag, 12. September 2023

An der Uni II

Einige Dinge sind schon ziemlich krass. Und da wird mir einfach wieder bewusst, in welcher Luxussituation wir zuhause leben (dürfen). Kürzlich war ich auf einem anderen Campus (La Marina, eigentlich ein neuer Campus gleich beim Yachthafen) für eine Veranstaltung. Wir hatten euch hier ja schon von den Wasserkürzungen erzählt, die jeweils ab ca. 18:00 oder 20:00 (Start stets recht willkürlich) stattfinden. Plötzlich kam kein Wasser mehr aus dem Wasserhahn der Toilette auf dem Marina-Campus. Natürlich geht dann auch die Klospülung nicht. Aber ja, easy, der Campus wird ja auch nur von etwa 1000 Studierenden frequentiert. Mehr Details erspare ich euch. Ausser vielleicht dieses hier: Zyklustag 1 für mich. Dankemerciade (und wie geht es allen anderen menstruierenden Menschen ohne Aussicht auf Besserung? I. DON'T. KNOW.).

Oder auch das: Am INSPE gibt es keine Caféteria (es rentiere nicht? What?) und somit keine Kaffeemöglichkeit. F, I und all meine PH-Gspändli - könnt ihr euch das vorstellen? Oh mann. Manchmal gehe ich zur netten Sekretärin, die sich meiner erbarmt und mir einen Kapselkafi macht. Was soll ich sagen - ich bin hier ziemlich auf Entzug. Kann ja nicht dreimal pro Tag bei der antanzen.

Und die Klimaanlagen: Ich darf das Büro meines Koordinators mitbenutzen. Es ist eigentlich voll easy, schöne Aussicht, inklusive Kühlschrank und Toilette (!), und es hat eine Klimaanlage. Problem: Die Klimaanlage ist kaputt, kein Geld für eine Reparatur vorhanden. Bisher ist es mir nicht wirklich gelungen, unter Koffeinentzug in der Masoalahalle die grossen Arbeitsmeilensteine zu produzieren. Da komme ich zuhause in unserem klimatisierten Schlafzimmer (ohne Schreibtisch, chasch nid aues ha!), besser voran. Nun ja. Wenns Platz gibt am INSPE, verkrümele ich mich in die Bibliothek, die hat ein paar klimatisierte Arbeitsplätze. Und wenn ich, wie neulich, MIT Kaffee und MIT Klimaanlage in der Biblio vor mich hintippe und (aktuell gerade) das Semester für meinen Onlinekurs an der PH vorbereite, Mails beantworte oder Texte kommentiere, kriege ich ein schlechtes Gewissen, weil unsere Kinder den ganzen Tag ohne Klimaanlage in der Schule verbringen und manchmal sogar noch draussen AN DER SONNE Sportunterricht haben. Aber man wird halt auch nicht jünger... 

Und hier noch einen Einblick für euch ins Lehrer:innenzimmer am INSPE. 


 


 

Samstag, 9. September 2023

Aus dem Tagebuch von K2 II

Vor Schulstart notierte K2 dies: 

 

WIR WAREN BAIMGWAFÖR. (ja, war nötig gewesen!). 

 

WIR HADEN AIN DELFINAUSSANDGEMAKD.


WIR WAREN IM PUL PADENGEHN.


WIR WAREN SCHNORKLENGEHN.


E guete Sunntig!

Donnerstag, 7. September 2023

An der Uni I

Dienstag, 9:00, Termin für die réunion de rentrée am Institut National Supérieur du Professorat et de l'Education in der Hauptstadt. Der erste Challenge: Rechtzeitig mit dem Bus da hinzugelangen. Als der Bus, der geplant um 08:13 hätte fahren sollen, um 08:20 noch nicht da war, wurde mein Schweizer Herzli bitzli unruhig. Als 2' später ein anderer Bus kam, fragte ich den Busfahrer, ob er nicht auch zur Rd Pt Miquel fahre. Er verneinte. Ich nannte die zweitletzte Station, Légitimus. Er meinte, ich solle einsteigen, er werde mich in der Nähe rauslassen. 

Das Karma sei auch mit diesem Busfahrer, Légitimus war überhaupt gar keine Station, die er ansteuerte, er liess mich einfach an einer Ampel aussteigen und erklärte mir, dass ich nur den Boulevard hochgehen müsse, dann sei ich an der Station Légitimus. So schaffte ich es pünktlich an die réunion de rentrée. 

Die réunion de rentrée fand in einem klimatisierten Vorlesungsraum statt und von irgendeiner Vereinigung wurden Säfte gesponsert. Die erste Stunde war sehr spannend für mich und mir fiel fast die Hand ab vor lauter Mitschreiben (remember, compilos, immer no, zut), die zweite Stunde gestaltete sich ziemlich zäh, mais voilà. Alles in allem eine angenehme Veranstaltung, an der ich bereits viele Leute traf, bei denen ich hoffentlich in den nächsten Wochen Veranstaltungsbesuche machen und/oder Kollaborationen anzetteln kann - on verra.

Danach bestand mein Tag aus zahlreichen Gesprächen und Networking, dem Ergattern eines WLAN-Passwortes und einer Arbeitsplatzmöglichkeit, dem Einschreiben in der Bibliothek, einer Sitzung mit meinem Koordinator, vielen Vorstellungsrunden und zum Abschluss einem Kaffee mit dem Chef Chef des Instituts, der im November für eine Woche (!) nach Lausanne reist aufgrund eines Forschungsprojekts. Ich konnte ihm immerhin erklären, wo sich da die Haute Ecole Pédagogique befindet, ansonsten erläuterte er mir sehr ausführlich, weshalb gewisse Import-Produkte in Guadeloupe noch teurer sind als in der Schweiz. Am späteren Nachmittag verliess ich das INSPE mit einem brummenden Kopf und einem vollen Notizheft - und mit viel Vorfreude auf das, was da in den nächsten Wochen auf mich zukommt. 

 


 

Dienstag, 5. September 2023

Ecole II

... wir sind uns bewusst, dass die fleissigen Leser:innen unter euch gern wissen würden, wie das mit der Materialbeschaffung so ablief und wie der erste Schultag für die Kinder war. Entschuldigt, wir sind abends grad einfach ziemlich müde, irgendwie.

Aber zurück zur Liste an besagtem Freitag. Nach der erfolgreich ergatterten Uniform aka bedruckten Shirts stiegen wir ins Auto, fuhren zum grössten Leclerc im Quartier (Spoiler: der beim Bas-du-Fort) und steuerten die Büroutensilien an. Irgendein megaaa netter Typ war dort am Gestelle einräumen - es muss ein Engel gewesen sein. Eigentlich war es nämlich so, dass ich ihm mehr oder weniger die Liste hinstreckte und er uns durch alles hindurchführte (naja, ich glaube, die stylos und crayons haben wir ohne seine Hilfe gefunden). Er zeigte uns das richtige cahier de texte, holte uns zwei ardoises blanches mit 5 feutres veleda, erklärte uns den Unterschied zwischen papier blanc und papier canson blanc, wies uns auf das günstigste équerre rigide transparente inklusive règle non métallique hin, empfahl uns die richtige Packung crayons de couleur de qualité (!) und spazierte am Schluss sogar noch mit uns zu den besten boîtes de mouchoir. Mit dieser Unterstützung waren wir verhältnismässig rasch wieder draussen. Du wirst diesen Text wohl nie lesen, Gestelleinräumtyp, aber das Karma sei mit dir! 

 

Dann kam der erste Schultag - für die Jungs. Besammlung mit K1 um 8:00, mit K2 erst um 10:00. Ich übernahm K1, der Liebste begleitete gemeinsam mit K3 (die übrigens nun doch schon heute Dienstag startete, wohl, weil es von gewissen Eltern einen Aufstand gab) K2. Bei K1 war es so, dass sämtliche Kinder einer Klasse draussen auf dem Schulhof aufgerufen wurden, mitsamt den Eltern und der Lehrperson ins (natürlich unklimatisierte) Klassenzimmer spazierten und dann einfach mal sitzen und warten mussten. Auf den eng zusammengeschobenen Pültli lagen nämlich Formulare, die die Eltern auszufüllen hatten (honestly? Ich hab die Formulare glaubs schon im Januar 2023 ausgefüllt, aber avec plaisir, ich machs gern nochmals). Die Kinder warteten derweil (K1 hatte ja vom Shoppingtrip zwei (!) gut bestückte Etuis und ich per Zufall noch einen Zettel, den ich entbehren konnte, sodass er neben mir immerhin ein wenig zeichnen konnte). Aber ja. Grundsätzlich haben die Kinder zu warten, denn die Eltern gehen jetzt vor, und auch egal, wenn es eine Stunde oder länger dauert. Um ca. 09:00 machte ich mich dann auf den Heimweg, weil ich einen Zoomtermin hatte und wieder in einen WLAN-Bereich musste. Natürlich mit einem schlechten Gewissen im Bauch, K1 einfach so seinem Schicksal zu überlassen, aber ich glaub, für ihn wars okay.

 K2 beschrieb abends seinen Schultag so: 

 "IK WAR HÖITE MAINERSTERSULDAG." 

Dazu malte er einen solchen Smiley: 😐 

Nun ja. Heute gingen sie jedenfalls wieder, hatten irgendwie noch immer keinen Sportunterricht, kennen bisher kein weiteres Kind beim Namen, freuen sich auf die Pausen, weil sie sich da treffen und hoffen auf Sport am Donnerstag. Und ab Donnerstag geht dann auch K3 regelmässig in die maternelle - gemeinsam mit 28 anderen Kindern. Am Freitag bietet die Schule zudem einen Elternabend an - da sind wir gespannt und geben der neuen Situation jetzt einfach mal noch ein bisschen Zeit.

Und von meinem Arbeitsstart hier an der Uni berichte ich euch dann auch noch, promis. 

 

Samstag, 2. September 2023

Ecole I

Einige von euch haben es vielleicht mitbekommen: Wir mussten am Freitag mit unseren drei mühsam errungenen certificats d'inscription auf der Schule vorsprechen. Alle waren wir ein bisschen aufgeregt, was uns da nun erwartet - aber vorerst vergeblich. 

Obschon ich im Vorfeld (am Emailen mit dem Pôle Administratif bin ich seit November 2022, die Kinder mit den offiziellen Formularen eingeschrieben haben wir im Januar 2023, danach gab es immer wieder Emailkontakte, weil noch was fehlte - merci pour ton aide, J.!, und schon in den ersten beiden Wochen waren wir zweimal hier auf dem Pôle Administratif für diese certificats) die Schule extra per Mail (anders ging es nicht) über die neuen 3 Schüler:innen informiert hatte und wir ja eben diese Certificats besassen, wusste niemand von uns. Die nette Direktorin bat uns, in etwa einer Stunde wieder zu kommen, jetzt sei drum grad Lehrer:innenkonferenz. Okay. Atmen.

Wir gingen mal ne Runde Lebensmittel einkaufen - darunter viele länger haltbare, weil uns das empfohlen worden war - en cas de cyclone. 

Danach zurück zur Schule. Die Direktorin nahm sich Zeit für meine Fragen und gab mir eine dieser berühmten Materiallisten ab. Per Zufall erfuhr ich ausserdem, dass die Ecole maternelle für K3 erst am Donnerstag startet (das arme Kind, diese Freude auf Montag, und jetzt das!) und dass die Kinder alle jeweils mittwochs DEN GANZEN TAG frei haben (Bitte was? Gut, erfahren wir das auch mal noch!). 

Weiter erklärte mir die Direktorin, dass wir für die Schuluniformen (bedruckte T-Shirts und blaue Hosen für K3 sowie Hosen aus Jeansstoff für K1 und K2) in genau den einen Laden in Abymes gehen müssten, und zwar am Besten noch vor 16:00, der mache dann zu. Okay. Atmen nicht vergessen.

Wir setzten uns erstmal draussen vor der Schule in den Schatten und transleteten die Wörter von dieser berühmten Materialliste, die wir nicht verstanden (an dieser Stelle ein grosses Dankeschön an die Natelspender:innen unter euch, L, Z und E. Wir sind mega froh darum, obschon die Prepaid-Handyabos hier mega teuer sind).

(Die Schule sieht übrigens wirklich sympa aus, hier ein Eindruck für euch.)

Ich war unsicher, was mit ardoise gemeint war (und ehrlich gesagt auch noch mit diversen anderen Dingen - Kompass? Really?), aber da die Uhr tickte, machten wir uns kurz darauf auf den Weg Richtung Abymes.

Quelle surprise - mit etwa 40 anderen Leuten stellten wir uns in die Schlage vor GENAU diesem einen Geschäft - und warteten. Darin sind wir ja mittlerweile fast Profis. Ich ging dann mal noch zur Bäckerei, ein Zmittag holen, das wir in Ruhe in der Schlange geniessen konnten - und dann waren wir dran. Drinnen so: 

"Quelle taille? Quelle couleur? Quelle école? Combien de fois?"

Zack zack zack. 

Circa 7 Minuten später standen wir wieder draussen - mit 2 pinken T-shirts inkl. Schullogo für K3 für die Ecole maternelle, 2 grünen  T-Shirts mit Logo für K2 für den Cours préparatoire, 2 grünen T-Shirts mit Logo für K1 für den Cours élémentaire 2 und insgesamt 4 roten T-Shirts für den Sportunterricht. Voilà. Kostenpunkt etwa 120.-, inkl. je einer blauen Hose aus Jeansstoff für K1 und K2, bei der wir nicht wissen, ob sie den Erwartungen entspricht.

Atmen nicht vergessen. 

Aber die Materialliste - die hatten wir ja jetzt noch vor uns.

Und ja, das ist ein klassischer Cliffhanger. Happy Sunday!