Donnerstag, 7. März 2024

Flixxi

 Die letzten 2.5 Tage verbrachte ich in Augsburg (D).  Das wär ja an sich ganz nett - nur streikten die DB-Mitarbeitenden mal wieder. Die Hinfahrt am Dienstag Abend verlief noch reibungslos - aber leider waren sämtliche Züge heute Donnerstag für die Rückfahrt bereits zu diesem Zeitpunkt gestrichen. Ich bin mir sicher, dass die DB extra gestreikt hat, damit ich hier wieder mal einen Post absetzen darf - normal geht ja nicht, es muss immer irgendwie extra aufregend sein. 

Nun ja - der besten Arbeitskollegin I (MERCI!!) sei Dank habe ich es nach einer kurzen Panikattacke, verbunden mit einer Recherche über Flüge (München? Memmingen? Ulm?) geschafft, ein Flixbusticket zu ergattern (was crazy war, weil man auf der Homepage direkt sehen konnte, wie sich die Busse füllten). 

Heute Morgen früh um 06:00 hatte ich also einen Flixbus ab München nach Tsüri zu nehmen - doof halt nur, dass mein Hotel in Augsburg bereits gebucht war. Also gestern Abend extra früh ins Bett (früh schlafen geht ja dann meist nicht auf Knopfdruck), heute extra früh aufgestanden, ein Taxi gerufen und damit nach München gebrettert - so mit 150 km/h an gefühlt hunderten von Lastwagen vorbei nach München. Der Taxichauffeur (Ahmed aus der Türkei, lebt in Deutschland, seit er 10 Jahre alt ist) verzichtete meinetwegen darauf, 160 km/h zu fahren. Ich wollte mein Leben nicht auf dieser Autobahn lassen. Er war aber auch etwas im Zeitdruck, weil er die Münchner Innenstadt vor dem Berufsverkehr wieder verlassen wollte. Folglich schmiss er mich am Busbahnhof zügig raus und da stand ich dann, vor 06:00, so à la: Simone ganz alleine in München - und wo ist nun der richtige Flixxi? 

Gern hätte ich vor allem mal nen Kaffee getrunken, aber es war noch alles geschlossen. Ich seufzte und machte mich auf den Weg - zum Glück fand ich ziemlich zügig das richtige Perron. Der Bus fuhr auch bald ein und nachdem sich der Busfahrer verpflegt hatte, stiegen er und ein weiterer Typ aus und machten Check-in und Ticketkontrolle. Ich war davon ausgegangen, dass ich ein Ticket in der ersten Reihe des Busses reserviert hatte - hm, Plan lesen sollte man können, tatsächlich musste ich mich in die hinterste Reihe setzen. Das erwies sich aber als Glück - denn da waren wir zu dritt für fünf Plätze und ich hatte tolle Beinfreiheit in der Mitte. Und vor allem traf ich neben mir auf Mohammed - einen Flixbuspendler, der ursprünglich - dreimal dürft ihr raten - aus der Türkei stammt, aber in Deutschland geboren wurde. Er teilte seine zahlreichen Flixxi-Erfahrungen und Tipps und Tricks sehr gerne mit mir - zeigte mir den Stromanschluss, versorgte mich mit Leckereien seiner Ehefrau, erzählte mir sein Leben, empfahl mir, möglichst wenig zu trinken, um bis Zürich ja nicht aufs Klo zu müssen, drehte die Lüftung ab und bewahrte Ruhe, als unser Bus in Diepoldsau am Zoll gefilzt wurde und ich mich innerlich schon auf eine stundenlange Kontrolle einstellte, da mir meine Studis am Dienstag noch solche Horrorstorys erzählt hatten. Nach zwanzig Minuten waren sämtliche Ausweise meiner Mitreisenden kontrolliert und der Flixxi durfte weiterrollen. 

In Zürich war ich dann doch ziemlich froh, aussteigen zu können - der Bus fuhr danach noch weiter via Basel und Mulhouse nach Paris. Une autre fois! 

(Und die Frage, ob wir uns wieder eingelebt haben, lässt sich nicht so einfach beantworten. The Swiss Pace ist eine komplett andere Lebensrealität. Es braucht wohl noch immer etwas Zeit, aber es kommt schon!)