Dienstag, 31. Oktober 2023

Dialog im Auto

Sam hat es geschrieben - Autofahren ist schon eine spezielle Sache hier. Es macht mir ein bisschen Bauchweh, wenn ich an den Linksverkehr denke, der uns dann in Dominica und St.-Lucia noch erwartet (und wie ihr ja alle wisst, bin ich die super Unterstützung beim Autofahren #not). Worin ich aber immer besser werde: Karten lesen und Weg weisen. Würde ich meinen. Fragt man die Kinder, erzählen die meinen Eltern im Auto, dass es für sie kein Problem sei, wenn sich meine Eltern verfahren, das passiere uns (sprich: mir) auch dauernd und sie hätten sich daran gewöhnt. 

Dankemessi.

Anyways.

Eine typische Autofahrt hier auf der Insel läuft in unserer Familie etwa so ab:

Ich: "K1, chasch [K3] schnäu häufe aagurte? Merci."

K2: "Maman, j'ai soif." ("J'ai faim" und "J'ai soif" sind die 2 Sätze, die alle produzieren könnten, die aber nur K2 regelmässig sagt #fürmehrrealitätundso).

Ich: "Moment" (nestle gekühlte Flasche hervor).

K3: "Maman, j'ai faim." 

Ich: "Moment" (breche Baguette ab und verteile es nach hinten - die Kinder kriegen fast immer Hunger, wenn wir losfahren. Muss das so?).

Sam: "Aber nid aues verbrosme!"

K1: "Chöi mir Gschichtli lose?"

Ich: "Moment" (drücke am Handy herum, warte, bis sich K1, K2 und K3 einig sind, stelle Gschichtli ein). 

Sam: "Muesi iz hie scho derab oder ersch bir nächschte?"

Ich: "Moment" (hole das local handy hervor, rufe google maps auf, weise ihn gekonnt (oder so) auf die richtige Ausfahrt). 

K2: "Chöi mir no chli chüeler mache?"

Ich: "Moment (drehe an den Schaltknöpfen herum) - besser?"

Sam: "Argh, das isch wider sone müesame Sack, wo mir so am Füdli chläbt, dä söu doch überhole."

Ich: "Pass uf, da vorne chasch vilech usefahre!"

Sam: "Ah, iz louft dSchibe wider a, chasch hurti luege?"

Ich: "Moment (drehe an Schaltknöpfen und Lüftung herum) - besser?"

K3: "Es hett abgschteut!!"

Ich: "Moment" (nehme Handy, stelle neue Geschichte ein). 

Sam: "Isch iz hie 50 oder 70? Das tscheggt me eifach nid."

Ich: "Moment. Aso isch nid ersch dert vorne 50? Ah, aber das isch fiis, di Tafele chunnt so plötzlech."

Sam: "Argh, dérivation. Chasch häufe luege, dass mr dr Abzweiger nid verpasse?" (Oft wird das Ende der dérivation nicht angegeben und man muss einfach der beeindruckendsten Autoschlange hinterherfahren und hoffen, dass das so schon stimme).

Ich: "Moment" (rufe google maps auf). 

K2: "Gopf, mi hett e Mugge gstoche. Mama, hesch mir sGrätli?"

Ich: "Moment" (reiche gewünschtes gadget nach hinten). 

Ich: "Ah, doof, isch iz di Beckerei da vo Goyave scho wider verbi? Mir bruche no es Baguette!"

Sam: "Ah, sorry, hani nid dra dänkt. Hetts no eini ufem Wäg?"

Ich: "Moment (rufe nochmals google maps auf).


Undsoweiterundsofort, you get the point. :-) 

Wenn ich mir das so durchlese, bin ich eigentlich die, die beim Autofahren am meisten Stress hat, aber es könnte auch sein, dass ich diesen Text punktuell etwas überspitzt formuliert habe. Aber wirklich nur punktuell! 


Samstag, 28. Oktober 2023

Gwada für Fortgeschrittene

Das freut uns natürlich sehr... Dass ihr einen Schritt auf uns zu gemacht habt... Zeitlich meine ich. Mit der Zeitumstellung beträgt der Unterschied nun nur noch fünf Stunden. Ihr seid also somit auch der Karibik etwas näher gerückt. Ausserdem kommt der karibische Winter! Heute Abend auf der Terrasse:

Simone hat es kürzlich geschrieben - Halbzeit. Wenn ich an einen Ort reise, den ich noch nie zuvor besucht habe, mache ich mir meist schon eine Vorstellung über diesen Ort. Ich lese im Reiseführer, höre etwas in den Nachrichten, Personen, die bereits an diesem Ort waren, erzählen Erlebtes, ... Wenn ich dann am neuen Ort ankomme, dann relativieren sich einige Vorstellungen, andere bestätigen sich. Und tatsächlich hat sich das eine oder andere in der Zwischenzeit auch hier relativiert.

Darum möchte ich noch einige Dinge "richtigstellen":

- Da wär zum Beispiel das Gesundheitssystem. Kürzlich hatte ich einen Propf im Ohr. Ich hab einen Arztbesuch hinausgeschoben, weil ich mir die Wartezeiten im Centre medical de l'aéroport (ihr erinnert euch - bei Dengue) ersparen wollte. Meine Liebste hat mir dann aber einen Termin bei einem Arzt keine 10 Autominuten von hier organisiert. Und siehe da, ich konnte am gleichen Tag hin, hab nicht mal 10min gewartet und war nach 20min auch schon wieder draussen. Kostenpunkt 35 Euro. Leider hat sich dann das Trommelfell entzündet. Also wieder Termin beim Arzt, wieder innerhalb weniger Stunden, wieder 10min gewartet, nach 10min hatte ich meine antibiotischen Ohrentropfen. Kostenpunkt erneut 35 Euro. Und nach 7 Tagen war das Trommelfell wie neu. Ich bitte euch, seid mal ehrlich, das ist doch wirklich ein Topservice! Ich hab mich einfach gefragt, warum es Leute gibt, die stundenlang beim centre medical anstehen?! Ich hab noch keine Antwort darauf gefunden.

- Dann ist da noch die Sache mit der Schule. Unbestritten werden hier Disziplin und etwas ältere Lehr/Lernmethoden gross geschrieben. Und zu Beginn hatten wir den Eindruck, das Schüler*innen - Lehrpersonenverhältnis sei sehr unpersönlich. Dennoch gibt es einige Lehrpersonen, die mit unseren Kindern sehr liebe- und verständnisvoll umgehen und ihre Umstände berücksichtigen. Vielen Dank dafür!

- So geduldig sind dann doch nicht alle hier. Wir machten am Freitag im Supermarkt den Wochenendeinkauf. Der Laden war mit Leuten und deren Einkaufswagen mit allerlei Köstlichkeiten gefüllt. Leider waren dann nur drei Kassen geöffnet, was zu einem veritablen Einkaufswagenstau geführt hat (die A1 zwischen Bern und Züri ist ein Seich dagegen). Obwohl viele Einheimischen stoisch warteten, konnte man doch zunehmend Unmut spüren, teilweise wurde auch laut geschimpft. Natürlich mussten wir dann auch noch unseren Wägeliplatz verteidigen. Subtil versuchte ein Wägeli von rechts nach vorne zu drängen. Wir haben aber sauber pariert (wenn du schon drei Kinder hast, kannst du ja auch mal eines in den Weg stellen) und haben unseren Platz verteidigt.

- Apropos Verkehr. Die meisten fahren hier ja sehr zuvorkommend und lassen einen freundlich in die Strasse einbiegen. Dann gibt es aber auch die Schnellen, die hinten am Auto kleben, so dass die Scheinwerfer im Rückspiegel verschwinden. Oder aber dann die Langsamen (so Tempo 50 in der 70er Zone), bei denen man selber hinten an der Stossstange klebt. Und Verkehrsbussen gibt es hier auch. Ich war an einem Tag Ende September zu schnell unterwegs (Simone und ich waren auf dem Weg zum Surfspot - ohne Kinder, limitiertes Zeitfenster - wir hatten es eilig). 56km/h in der 50er Zone. Abzüglich Toleranz ergibt das 1km/h zu schnell. Kostenpunkt 135 Euro plus 50 Euro Bearbeitungsgebühr der Autovermietungsfirma. Ups! Das hätte einige Stunden Surfbrettmiete ergeben. Lerneffekt: Auf Guadeloupe musst du dir auch beim Autofahren Zeit lassen.

Und was ist die Bilanz nach knapp 100 Tagen? Ich denke, wir haben uns wirklich bereits ein wenig in das Inselleben hineinversetzen können, haben viele Gespräche geführt, vieles entdeckt, ausprobiert und gesehen. Ich geniesse natürlich die viele Zeit, welche ich für mich und wir als Familie für einander haben. Das werde ich zuhause wieder sehr vermissen. Der Sommer wird mir fehlen (nicht so sehr die ganz heissen Tage und das gekocht werden vor der Schule beim auf die Kinder warten), die wunderschönen Wolkenbilder, der Regenwald, die schönen Strände und die abwechslungsreiche Landschaft. Dass man auch mal einen Gang runter schalten kann und sich die Welt doch weiterdreht, da können wir uns eine Scheibe von den Gwadis abschneiden. Gar nicht vermissen werde ich das Autofahren und den Verkehr sowie die Mücken.

Natürlich freue ich mich auf all unsere Liebsten. Die Bekannschaften sind halt doch eher oberflächlich geblieben bisher. Ich freu mich auf mehr Platz in unserer schönen Wohnung, Wasser ohne Flaschenschleppen, auf ein Leben ohne Hurrican-Wettermeldungen, die Stadt mit allem was dazu gehört, die Natur vor der Haustür, mein Velo (ach ja, mein Velo!), und noch vieles mehr.

Zu guter Letzt möchte ich mich bei Simone für die Liebeserklärung bedanken (siehe "Halbzeitstruggels"). Natürlich kann ich meist nur so entspannt bleiben, weil ich sie ihm Rücken habe, die so vieles managt hier, organisiert, anruft, nachfragt, sich beschwert. Es ist unglaublich mit welcher Leichtigkeit meine Liebste auf andere Menschen zugeht und sie für sich gewinnen kann. Wie sie im richtigen Moment die Kindererziehung übernimmt, wenn es mir gerade "den Deckel lupft", immer an alles denkt, alles dabei hat. Und natürlich nicht zu vergessen, wie sie uns durch den Strassendschungel von Guadeloupe lotst. Und das mit dem selber Autofahren - hüstel - das steht scheins auf ihrer To Do-Liste 2024. Wir dürfen gespannt sein. 



Quizfrage II

 Wieder einmal eine Quizfrage für euch: 

Was ist das?



(Kleiner Tipp: Es gehört K1, K2 und K3 und wurde von uns sturmsicher in einer Ecke des Hauses verstaut). 

Dienstag, 24. Oktober 2023

Koffer und Köfferchen

Guadeloupe ist eine Insel -  das dürfte in der Zwischenzeit allen aufmerksamen Leser*innen aufgefallen sein. Und was es auf einer Insel natürlich braucht, das sind allerlei Koffer und Köfferchen. Dies, weil den Tourist*innen bestimmt auch das eine oder andere Mal ein Koffer kaputt geht. Vor allem aber, weil die Guadeloupe*ienne natürlich weiter reisen müssen, um mal von der Insel wegzukommen. So kommt es, dass es im nahegelegenen Einkaufzentrum drei riesige Regale voll Koffer gibt. Auf dem Bild unten kann man eines davon sehen. In echt ist es ehrlich eindrücklicher! ;o)

 



Nicht zu vergessen aber auch die kleinen Köfferchen, welche einige Kinder auf dem Weg zur Schule hinter sich herziehen (#reisenmithandgepäck #businessclassatschool). Ein Rucksack führt bei den vorherrschenden Temperaturen rasch zum einem verschwitzten T-shirt. Das möchte man natürlich vermeiden und lernt das hier somit schon von klein auf. Tatsächlich trägt hier höchst selten jemand einen Rucksack. Sorry K1, K2, K3, dass wir euch mit euren Deuterrucksäcken so unkaribisch ausgestattet haben!

So viel zu den kleinen und grossen Koffern hier auf der Insel. Zum Glück müssen wir noch gerade nicht die Koffer packen und vertiefen noch etwas die l'art de vivre caribéen!




Samstag, 21. Oktober 2023

Wo bleibt Tammy?

Dann sassen wir also da, am Freitagabend. Aufgeregt und den Dingen harrend, die da in den nächsten Stunden kommen sollten. Wir hatten alles von der Terrasse rein geräumt, die Schuhe und die noch nassen Badehosen verstaut, die Gartenmöbel windfest gemacht, alles zusammengeklappt, was sich zusammenklappen liess. Wir hatten alle Geräte geladen, die Solarlampen noch in die Sonne gelegt, sogar Crêpes und Füllung vorgekocht, da der Sturm ja möglicherweise zu Stromausfällen führen könnte. Wir hatten wie empfohlen Flaschen mit Wasser abgefüllt, falls das Leitungswasser verschmutzt sein sollte. Wir hörten die letzen Wetterberichte, die Tammy nun als Hurrikan der Kategorie 1 klassierten und voraussagten, dass er direkt über Guadeloupe hinweg ziehen würde. Die vigilance wurde durch die lokalen Behörden auf violett gesetzt, die höchste Gefahrenstufe. Rausgehen ist dann nur noch mit Ausnahmen erlaubt. Simone wollte sogar unsere Pässe in einem wasserdichten Aaresack verstauen. Wir lasen vom Abri sûr (einem hurrikan-sicheren Gebäude), das ab 5:00 geöffnet sein sollte. Dementsprechend nervös gingen wir dann halt irgendwann ins Bett. Und dann passierte - nichts. Etwas Wind, eine halbe Stunde Regen am Morgen. Wir warteten und warteten, da sich laut Prognose der Sturm verlangsamt und noch einmal verstärkt hatte. Wir blieben auf Standby, um reinzurennen, die Fensterläden abzuriegeln und alles dichtzumachen. Und dann passierte - weiterhin nichts. Der Sturm zog über die kleine Insel La Désirade, welche im Osten des Archipel liegt (die Insel wurde ziemlich durcheinander gewirbelt) und "verschwand" gegen Norden. Am Nachmittag wurde die vigilance auf orange gesetzt (dazwischen gäbe es noch rot) und wir gingen - immer nocht etwas ungläubig - in den Pool baden. Die Crêpes haben wir halt dann auf der Terrasse und bei Licht gegessen. Aufgewärmt. Und fast etwas wehmütig dachten wir an all die Dinge, welche wir uns für die Zeit ausgemalt hatten, wenn wir bei geschlossenen Läden und Kerzenschein hätten zuhause hocken müssen. 

Die Kinder sind etwas enttäuscht, dass der Sturm einfach so vorbeigezogen ist. Wir sind dann da doch vor allem dankbar (btw: mittlerweile windet es zeitweise recht stark, man hört das Meer und es regnet stärker - also die vigilance bleibt wohl noch etwas auf orange)!

Aber das Beste ist: Ab morgen ist der Flughafen wieder geöffnet. Und morgen Abend kommt ja unser Besuch aus der Schweiz. Sollte also tout juste aufgehen! Yay! Und vor allem: UFF!

PS: Falls ihr nachschauen mögt, wo Tammy sich so herumtreibt, here you go: https://zoom.earth/storms/tammy-2023/

 

Donnerstag, 19. Oktober 2023

Die Sache mit Tammy und einem verfrühten Ferienbeginn

Da freut man sich schon drüber, dass es nun auf Ende Oktober zugeht und sich auch die Saison für die Hurricans dem Ende zuneigt. Und da schwups, wie aus dem nichts, löst sich doch noch ein Tiefdruckgebiet von der Westküste Afrikas und holt sich über dem noch immer viel zu warmen Atlantik seinen Treibstoff. Seit heute Nachmittag wissen wir nun definitiv, dass wir doch noch in den "Genuss" von einem tropischen Sturm (wir hoffen, es reicht gerade nicht zum Hurrican) kommen werden. Leider hat er sich für eine Zugbahn direkt über Guadeloupe entschieden. Morgen Freitagabend bis Samstagmorgen soll das Zentrum hier ankommen. Die Leute nehmen es gelassen. Sie sind eher genervt, weil der Sturm möglicherweise zu Stromausfällen, Problemen bei der Wasserversorgung und zu Verkehrsbehinderungen führen dürfte. Wobei heute alle Leute noch einkaufen gegangen sind mit entsprechend viel Stau und langen Schlangen an den Kassen. Wasser, Batterien und Taschenlampen waren hoch im Kurs, hab ich beobachtet. 

So ein bisschen mulmig wird's einem dann doch, wenn man alle die Bilder, Warnungen und Aufforderungen hört und liest. Zum Glück gibt es den Mr Weatherman auf youtube (ich bin begeistert, Simone nervt sich über den Herrn), der die Wettersituation in der Karibik immer gut einordnet und das grosse Ganze im Auge behält :o).Wir haben uns auf jeden Fall wie empfohlen mit Wasser und Lebensmitteln eingedeckt und gehen davon aus, dass wir die nächsten beiden Tage mehrheitlich zuhause verbringen werden. Wenn ihr noch leckere Rezepte kennt, die man auch ohne Kochmöglichkeit zustande bringt, lasst sie uns wissen (wir haben eben kein Gaskocherli wie offensichtlich viele hier).

Wir haben ausserdem etwas Sorge um den Hausstrand. Wer "Die Sache mit dem Philippe" gelesen hat, weiss warum: ⛱ + ☁☇ = 💩.

Die Schulen sind nun morgen zu und die Kinder haben einen Tag früher Ferien. Simone und ich trauern etwas unserem kinderfreien Freitag nach. Die Kinder freut's!


[Image of probabilities of 34-kt winds] 

  


 

Dienstag, 17. Oktober 2023

Ein ganz normaler Tag...

Auf vielfachen Wunsch beschreibe ich euch gern unseren Tagesablauf, um euch einen besseren Einblick in unseren Alltag hier zu gewähren.

Also (bei den Zeiten handelt es sich um ungefähre Angaben, die durchaus um ein paar Minütchen variieren können).

 

06:50 (easy, ich weiss, gibt auch Ausnahmen - namentlich wenn ein Zoom mit Bern ansteht, aber meist ist das in etwa die Uhrzeit): Wecker Sam und Simone klingelt

06:55: Sam und Simone kämpfen sich aus dem Bett. Wobei - eher Simone und dann Sam. 

06:57-07:15: Klimaanlage ausschalten, Fenster öffnen, Mücken reinlassen, goûter für die Kinder (fruits seulement!) bereit stellen, die zur Hälfte gefüllten Trinkflaschen der Kinder aus der Tiefkühltruhe nehmen und mit kaltem Wasser auffüllen (wenn die Flaschen zusätzlich Eis enthalten, trinken die Kinder eventuell ein wenig mehr, haben wir gemerkt), uns mit Mückenspray und Sonnencrème grosszügig einschmieren, anziehen, Kaffee kochen, Frühstück parat machen, Mango oder Passionsfrucht aufschneiden, Kinder wecken. 

07:15-07:20: Kinder beim Anziehen antreiben (zum Glück nur 3 Kleidungsstücke inkl. Unterwäsche!), Kinder grosszügig mit Mückenspray und Sonnencrème bestücken

07:20-07:35: Gemütlich (oder so) frühstücken. Mit Mango. Oder Passionsfrucht. Njommnjomm.

07:35-07:45: Zähne putzen (alle), Abwaschen (sofort, wegen den Ameisen; Schoggimüesli mögen sie), Wischen, Schuhe (= 4. Kleidungsstück) anziehen, Trinkflaschen aus dem Kühlschrank nehmen, selber noch je eine Petflasche einpacken, Autoschlüssel suchen, GO. 

07:55: Ankunft école, Parkplatzsuche geht los. 

07:58: Ankunft école à pied, Simone verabschiedet sich und geht zu Fuss zur Busstation.

08:00: Sam verabschiedet die Kinder in der Schule. 

08:01: Sam und Simone atmen. 

zwischen 08:05-08:35: Simones Bus kreuzt auf. Simone hat 1.20 in der Hand abgezählt (soviel kostet die Fahrt) und hofft auf einen klimatisierten Bus (die gibts nämlich). 

08:40: Simone trifft am INSPE ein. 

(Nun sind die Kinder in der Schule, Sam kauft ein / räumt auf / putzt / wäscht / kocht, Simone beschäftigt sich zum Beispiel mit dem Status der Kreolsprache in Guadeloupe und wir spulen vor - zweimal pro Woche holt Sam die Kinder um 11:30 ab, versorgt sie mit Mittagessen und liefert sie um 13:30 wieder in der Schule ab, ansonsten cut um 15:45). 

15:45: Sam macht sich auf den Weg zur école. 

15:45: Simone schleicht sich meist um diese Zeit aus einer Lehrveranstaltung und nimmt den Bus (vor 16:00 weniger Stau). 

15:55: Sam trifft bei der Schule ein und wartet, bis das grosse Tor geöffnet wird. 

16:00: Sam sammelt K1-K3 ein und chauffiert sie im Auto nach Hause. 

16:15: Sam stellt den Kindern ein Zvieri bereit und animiert sie zum Trinken. 

16:20: Simone kommt nach Hause. 

16:30: Die Diskussion, ob noch Strand ja oder nein oder einfach piscine oder nur Spielen zuhause geht los. Simone arbeitet noch ein bisschen. 

17:00: Die Familie wirft sich in Schale (aka Badezeug) und bewegt sich Richtung Pool (Strand liegt abends im Moment selten drin; die Kinder sind zu müde). 

17:45: Die Kinder werden vor dem Laptop platziert; in der Regel schauen sie Checker Tobi (shoutout an diese tolle Sendung!). Dazu mampfen sie ihr Znüni, das am Vormittag nicht gegessen wurde.

18:10: Wir essen Znacht. 

18:45: Abwaschen und Podcast hören, Aufräumen, Wischen (Ameisen, ihr wisst Bescheid), allenfalls Wäsche aufhängen, kurz Hausaufgaben durchsehen, Musik hören, Spielen.

19:30: Abendprogramm inkl. Klimaanlage einschalten und Mücken in den Schlafräumen herunterhauen. 

20:15: K2 schläft. K3 auch, wenn sie es geschafft hat, in der maternelle NICHT zu schlafen.

21:40: Auch K1 schläft endlich ein. Und manchmal K3.

21:45: Sam und Simone duschen kalt (!), wenn das Wasser nicht abgestellt wurde.

Bonne nuit!



Samstag, 14. Oktober 2023

Halbzeit-Struggles

Okay, der Titel dieses Blogbeitrags lautet nur so, weil ich wieder Leser*innenzahlen generieren will, gell W. :-) Nein, natürlich NICHT. Es ist viel eher Halbzeit unserer Zeit in Guadeloupe - nochmals solange, dann noch bissi Ferien und zack, sind wir wieder in der Schweiz. Also good news, falls ihr uns vermisst. Und struggeln tat ich vor allem letzte Woche - ich rief meine Mama und drei Freundinnen an (merci, L, L und B) und verkündete ihnen, dass ich nun also gleich einen Flug nach Hause buchen wolle, es reiche mit dem Scheissdengue und überhaupt fragte ich mich (und die armen am Telefon), was wir hier eigentlich machen. Nun, mittlerweile haben sich die negativen Gedanken etwas verflüchtigt - bzw. ich kann sie besser einordnen und akzeptieren, dass sie kommen, wenn es mir physisch nicht gut geht. Und: Ich freue mich soo fest auf sooo vieles (und vor allem auf euch!!, Heiweh!), lerne aber gerade auch ganz viel über mich und das Leben, wohl, weil ich gerade zu vielen Aspekten unseres täglichen Alltags eine gewisse Distanz einnehmen muss/kann. 

Also, hier ein paar sehr unstrukturierte Gedankenschnipsel aus meinem Notizbuch: 

*Ich glaube, seit Sommer 2008 (das war der Sommer, in dem ich die PH beendet hatte) ist es gerade das erste Mal, dass ich einfach oft Zeit habe und nicht sofort immer was tun MUSS (arbeiten, Kinder versorgen, Kochen, Aufräumen, Haushalten, Herumräumen, Dinge organisieren). Diese Lücke gilt es manchmal auszuhalten, zu akzeptieren, dass ich sie jetzt mit etwas Sinnvollem füllen könnte (zum Beispiel mit Spanisch oder Kreolisch lernen, mit arbeiten, mit Fotoalbum erstellen (haha, gäu F.!) oder mit Diabolo üben - das hatte ich mir für unsere Zeit hier mal vorgenommen), dass es aber auch okay ist, wenn ich einfach NICHTS tue oder eine Sprachmessage aufnehme. Oder blogge oder News auf dem Handy lese (wobei, Handykonsum ist ein anderes Thema). Und das mit dem Diabolo wär ja schon was, wenn ichs mir recht überlege, aber ich weiss schon gar nicht mehr, wo wir das Ding überhaupt verräumt haben.

*Am INSPE habe ich herausgefunden, womit ich meine verbleibende Zeit noch verbringen möchte - und womit eher nicht. Keine Sorge, langweilig wird mir nicht - aber ich brauche vielleicht etwas mehr Selbstdisziplin, um die eine oder andere Lücke, die sich auftut, zu schliessen bzw. mich zu motivieren, bspw. einen Artikel für eine Zeitschrift (en français) zu redigieren.... Oder es eben einfach sein zu lassen und statt dessen weniger zu arbeiten. Ich werde berichten - merke aber, dass ich, wenn ich die Zeit NICHT mit Arbeit fülle, schnell ein schlechtes Gewissen kriege und gerne auch Dinge vorerledigen würde, damit sie mich dann nicht im Frühling überfahren. Als ob ich das jetzt alles abwenden könnte. 

A propos INSPE - da ihr euch zum Teil gewünscht habt, dass das Arbeitsweg-Videöli noch weiter geht, hier zumindest mal ein Blick auf Point-à-Pitre vom 4. Stock am INSPE:


*Die Kinder beeindrucken uns. Wie sie jeden Morgen mehr oder weniger motiviert zur Schule gehen, obschon die Sprachhürde nach wie vor immens ist, wie sie sich auf ihre Klassengspändli einlassen... Und doch merken wir insbesondere bei K3, dass sie sich zuhause fest regulieren muss (denke grad auch an Ch., liebe T.!). Die 2 Wochen Ferien ab übernächster Woche werden ihr guttun - für sie sind die Tage ja wirklich lange und bisher konnte sie keine Kindergartenerfahrung in der Schweiz sammeln. 

 *Auch wenn ich mich zum Beispiel mega freue, zuhause meine Geige, mein Velo etc. wieder zu haben und in angenehmeren Temperaturen joggen zu können (hier bisher 0.0 gejoggte Kilometer weil zu heiss-feucht), staune ich, mit wie wenig Materialistischem wir hier so leben, und mit wie wenig Spielzeug die Kinder wunderbar und stundenlang spielen können. Das motiviert, zuhause dann grad ein wenig auszumisten (wobei wir uns kleidungsmässig natürlich auf einem anderen Level befinden als im Schweizer Winter).

*Es kommt alles wieder. Wenn ihr Lieben mir schreibt, dass ihr zum Beispiel grad ein gemütliches Fondue gegessen habt und ich gefehlt habe, gibt es mir einen Stich im Herzen - wie gerne wäre ich mit dabei gewesen. Aber es geht soo schnell - und dann esse ich wieder mit bei euch, isch guet? Für jetzt freue ich mich mega, bald meine Eltern und meinen Bruder in die Arme zu schliessen (in der Hoffnung, dass sich die aktuelle Störung über dem Atlantik nicht als grösserer Sturm entpuppt, der einen Flug verunmöglichen würde).

*Wer mich auch immer wieder beeindruckt, ist mein Mann. Wenn sich Pläne in Luft auflösen (Stichwort Dengue) oder alles läuft wie geplant - er ist hier die Ruhe selbst, schmeisst den Haushalt, killt Mücken, kocht, kauft ein, macht sein Yoga, bildet sich ab und zu weiter und scheint es sehr bewusst zu geniessen, wenn er mal ein wenig Zeit für sich (oder für sich und mich) hat. Aufgrund seiner Trommelfellinfektion konnten wir am Freitag nicht surfen - aber er hat sofort eine kleine Wanderung rausgesucht, die mit den Kindern wohl etwas zu halsbrecherisch gewesen wäre da interdit. Saut de la lézarde, das war ein paradiesischer Moment! 



 

Montag, 9. Oktober 2023

Die Sache mit dem Philippe

 

Zum Glück ist Simone wieder mehr oder weniger auf den Beinen. Noch etwas müde und die Verdauung braucht noch etwas Zeit. Aber im Grossen und Ganzen ist auch Simone gut durch die Dengueerkrankung gekommen. Leider hat es nun bereits die nächste Kandidatin in der Familie erwischt. Wir brauchen gerade viel Atmen und Aushalten... Wir hoffen einfach ganz fest, dass wir es mit Dengue dann durch haben mit den Erkrankungen.

Wegen dem Philippe - also nicht dem Schwager, sondern dem Sturm - hat es hier Mitte letzter Woche viel geregnet. Zum Glück nicht ganz so viel wie auf der Südspitze von Basse terre. Dort wurde an einer Messstation ein Wert von 373mm Regen in 24h gemessen, was schon ganz schön viel ist. Es gab da auch Überschwemmungen mit zerstörten Brücken. Da Philippe ein tropischer Sturm blieb und es zum Glück nicht zum Hurrikan schaffte, und er Guadeloupe auch nur am Rande streifte, blieb es bei Winden, welche neben ein paar gekenterten Boten keine grösseren Schäden anrichteten. Die Strände wurden wegen den hohen Wellen allerdings etwas in Mitleidenschaft gezogen. Zudem ist unser Hausstrand ist im Moment nicht bebadbar. Der Starkregen hat zu einem Überlaufen der Kanalisation geführt, und ja, was soll man da noch hinzufügen...Scheisse halt! Zum Glück gibt es in der Nähe andere Strand-Optionen. Zudem hat die viele Feuchtigkeit kurzzeitig zu einer Mückeninvasion geführt. Jedoch ist in der Zwischenzeit wieder sonniges und trockenes Wetter zurückgekehrt und die Mücken sind jeden Tag wieder weniger geworden. Jetzt lässt es sich mit langen Kleidern und Mückenspray an den Füssen auch wieder ohne Stress abends draussen sitzen. Das Gute am Sturm Philippe, er hat die Hitzeperiode beendet. Am Tag ist es nicht mehr ganz so heiss und auch am Abend ist es angenehm auf der Terrasse. Das Meer- und das Poolwasser sind ebenfalls etwas kühler.  


Und noch ganz was anderes: Die Kinder haben ja Anfang September mit der Schule begonnen. Die Rentrèe, also die Rückkehr in die Schule nach den langen Sommerferien, war eine riesen Sache, in der Schule aber auch in der ganzen Gesellschaft. Überall wurde und wird immer noch Werbung damit gemacht, von Schulutensilien, über Kleider, Mobileabos bis zu Autopneus (siehe Bilder). Die Rentrée scheint auch für Erwachsene eine grosse Sache zu sein. Nach den langen Ferien können neue Pneus ja aber wirklich nichts schaden. Apropos, wenn ihr beim Schaufenster des Kleiderladens genau hinschaut, seht ihr, dass es auch auf Guadeloupe eine Herbst-/Winterkollektion gibt. Wobei sich diese zumindest in der Art der Kleidung kaum von jener der Frühling-/Sommer-Kollektion unterscheiden dürfte.

 




 

 


Sonntag, 8. Oktober 2023

Dialog auf dem Surfbrett

Ein Freitag im September. Die Kinder sind, wie es sich gehört für einen Freitag, in der Schule. Simone und Samuel höckeln derweil auf dem Surfbrett und warten auf die guten Wellen. Sie warten ziemlich lange (das haben sie auf Guadeloupe ja auch schon ausgiebig geübt). Weil, obwohl das Surfen schon ganz gut klappt, sind sie noch nicht so gut bei der Interpretation der Wettervorhersage. Bei lauem Wind und sanftem Wellengang blicken die beiden aufs Meer und hoffen, dass doch noch ein paar Brecher eintreffen. Der Strand ist sonst leer. Die Surfer hier können offensichtlich Wettervorhersagen interpretieren. Nach einer Weile:

Samuel: Hui, jetzt bin grad churz verschrocke. Das eggige, schwarze Plastikteil dört usse het usgseh wie e Haiflosse.

Simone: Wo? I gseh nüt.

Samuel: Mol dört, wo so Pflanzeteili uf em Wasser schwimmet (Anmerk.: ca. 20m von uns entfernt).

Simone: Ah ja, jetzt gsehn is. Gseht würklech fasch us wie e Haifischflosse.

In diesem Moment bewegt sich das schwarze Plastikding gemächlich seitwärts zu den Wellen. Beide starren kurz wortlos nach draussen.

Samuel: Hö, das bewegt sich jo.

Simone: Scheisse ja. Ih, isch das doch ä Hai?

Simone und Samuel schauen sich etwas unsicher an, dann wieder zum Plastikding, das offensichtlich doch kein Plastikding ist, denn es schwimmt immer weiter. Simone und Samuel schauen sich noch etwas unsicherer an. Samuel zieht rasch die Beine aus dem Wasser und legt sich auf das Brett. 

Samuel: Söllet mir go? I wott ämel nüme so mini Bei innehebe.

Simone: Nei chum, das isch jo würklech ä Surferspot. Da würd doch niemer surfe, wenn's gfährlech wär. Oder was meinsch?

Samuel hat seine Beine schon sehr gern und will nichts riskieren. Gleichzeitig hat Simone natürlich recht und Samuel weiss eigentlich, dass Haiangriffe sehr selten sind. Die beiden haben dann noch etwas weiter gesurft bzw. weiter auf Wellen gewartet. Und Samuel hat sich dann sogar wieder getraut seine Beine ins Wasser baumeln zu lassen - allerdings schon immer mit etwas mulmigem Gefühl. 

Anmerkung: In besagter Bucht gibt es tatsächlich eine Population Schwarznasenhaie. Es ist der einzige bekannte Ort auf dem Archipel, bei der diese Art ihre Jungen aufzieht. Und natürlich sind sie für Menschen gänzlich ungefährlich. :o)

Donnerstag, 5. Oktober 2023

Dengue 2.0

Ihr Lieben, wie fast immer, wenn hier lange Funktstille herrscht, ist irgendetwas passiert - und tatsächlich: Mich hats mit Dengue erwischt. GRMBLLL. Dabei hatte ich echt nicht viele Mückenstiche (und sowieso baden wir in Mückenspray und tragen im Gegensatz zu den Einheimischen auch oft lange Kleidung)... So ein Pech. 

Drückt uns den Daumen, dass wenigstens die Kinder verschont bleiben!

Damit ihr trotzdem was zum Anschauen habt, habe ich für euch hier mal meinen Weg an die Uni gefilmt (danke liebe B. für die Idee!). Natürlich sind auch Fussgängerinnen mitgemeint, gopf, an gendergerechten Filmli muss ich noch arbeiten.