Samstag, 14. Oktober 2023

Halbzeit-Struggles

Okay, der Titel dieses Blogbeitrags lautet nur so, weil ich wieder Leser*innenzahlen generieren will, gell W. :-) Nein, natürlich NICHT. Es ist viel eher Halbzeit unserer Zeit in Guadeloupe - nochmals solange, dann noch bissi Ferien und zack, sind wir wieder in der Schweiz. Also good news, falls ihr uns vermisst. Und struggeln tat ich vor allem letzte Woche - ich rief meine Mama und drei Freundinnen an (merci, L, L und B) und verkündete ihnen, dass ich nun also gleich einen Flug nach Hause buchen wolle, es reiche mit dem Scheissdengue und überhaupt fragte ich mich (und die armen am Telefon), was wir hier eigentlich machen. Nun, mittlerweile haben sich die negativen Gedanken etwas verflüchtigt - bzw. ich kann sie besser einordnen und akzeptieren, dass sie kommen, wenn es mir physisch nicht gut geht. Und: Ich freue mich soo fest auf sooo vieles (und vor allem auf euch!!, Heiweh!), lerne aber gerade auch ganz viel über mich und das Leben, wohl, weil ich gerade zu vielen Aspekten unseres täglichen Alltags eine gewisse Distanz einnehmen muss/kann. 

Also, hier ein paar sehr unstrukturierte Gedankenschnipsel aus meinem Notizbuch: 

*Ich glaube, seit Sommer 2008 (das war der Sommer, in dem ich die PH beendet hatte) ist es gerade das erste Mal, dass ich einfach oft Zeit habe und nicht sofort immer was tun MUSS (arbeiten, Kinder versorgen, Kochen, Aufräumen, Haushalten, Herumräumen, Dinge organisieren). Diese Lücke gilt es manchmal auszuhalten, zu akzeptieren, dass ich sie jetzt mit etwas Sinnvollem füllen könnte (zum Beispiel mit Spanisch oder Kreolisch lernen, mit arbeiten, mit Fotoalbum erstellen (haha, gäu F.!) oder mit Diabolo üben - das hatte ich mir für unsere Zeit hier mal vorgenommen), dass es aber auch okay ist, wenn ich einfach NICHTS tue oder eine Sprachmessage aufnehme. Oder blogge oder News auf dem Handy lese (wobei, Handykonsum ist ein anderes Thema). Und das mit dem Diabolo wär ja schon was, wenn ichs mir recht überlege, aber ich weiss schon gar nicht mehr, wo wir das Ding überhaupt verräumt haben.

*Am INSPE habe ich herausgefunden, womit ich meine verbleibende Zeit noch verbringen möchte - und womit eher nicht. Keine Sorge, langweilig wird mir nicht - aber ich brauche vielleicht etwas mehr Selbstdisziplin, um die eine oder andere Lücke, die sich auftut, zu schliessen bzw. mich zu motivieren, bspw. einen Artikel für eine Zeitschrift (en français) zu redigieren.... Oder es eben einfach sein zu lassen und statt dessen weniger zu arbeiten. Ich werde berichten - merke aber, dass ich, wenn ich die Zeit NICHT mit Arbeit fülle, schnell ein schlechtes Gewissen kriege und gerne auch Dinge vorerledigen würde, damit sie mich dann nicht im Frühling überfahren. Als ob ich das jetzt alles abwenden könnte. 

A propos INSPE - da ihr euch zum Teil gewünscht habt, dass das Arbeitsweg-Videöli noch weiter geht, hier zumindest mal ein Blick auf Point-à-Pitre vom 4. Stock am INSPE:


*Die Kinder beeindrucken uns. Wie sie jeden Morgen mehr oder weniger motiviert zur Schule gehen, obschon die Sprachhürde nach wie vor immens ist, wie sie sich auf ihre Klassengspändli einlassen... Und doch merken wir insbesondere bei K3, dass sie sich zuhause fest regulieren muss (denke grad auch an Ch., liebe T.!). Die 2 Wochen Ferien ab übernächster Woche werden ihr guttun - für sie sind die Tage ja wirklich lange und bisher konnte sie keine Kindergartenerfahrung in der Schweiz sammeln. 

 *Auch wenn ich mich zum Beispiel mega freue, zuhause meine Geige, mein Velo etc. wieder zu haben und in angenehmeren Temperaturen joggen zu können (hier bisher 0.0 gejoggte Kilometer weil zu heiss-feucht), staune ich, mit wie wenig Materialistischem wir hier so leben, und mit wie wenig Spielzeug die Kinder wunderbar und stundenlang spielen können. Das motiviert, zuhause dann grad ein wenig auszumisten (wobei wir uns kleidungsmässig natürlich auf einem anderen Level befinden als im Schweizer Winter).

*Es kommt alles wieder. Wenn ihr Lieben mir schreibt, dass ihr zum Beispiel grad ein gemütliches Fondue gegessen habt und ich gefehlt habe, gibt es mir einen Stich im Herzen - wie gerne wäre ich mit dabei gewesen. Aber es geht soo schnell - und dann esse ich wieder mit bei euch, isch guet? Für jetzt freue ich mich mega, bald meine Eltern und meinen Bruder in die Arme zu schliessen (in der Hoffnung, dass sich die aktuelle Störung über dem Atlantik nicht als grösserer Sturm entpuppt, der einen Flug verunmöglichen würde).

*Wer mich auch immer wieder beeindruckt, ist mein Mann. Wenn sich Pläne in Luft auflösen (Stichwort Dengue) oder alles läuft wie geplant - er ist hier die Ruhe selbst, schmeisst den Haushalt, killt Mücken, kocht, kauft ein, macht sein Yoga, bildet sich ab und zu weiter und scheint es sehr bewusst zu geniessen, wenn er mal ein wenig Zeit für sich (oder für sich und mich) hat. Aufgrund seiner Trommelfellinfektion konnten wir am Freitag nicht surfen - aber er hat sofort eine kleine Wanderung rausgesucht, die mit den Kindern wohl etwas zu halsbrecherisch gewesen wäre da interdit. Saut de la lézarde, das war ein paradiesischer Moment! 



 

1 Kommentar:

  1. So krass, schon Halbzeit?!? Schön geht's dir wieder besser :-) Schöne Sunnti!

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