Sonntag, 27. August 2023

Krankheiten und aussergewöhnliche (Tages-)ausflüge

Simone hat ja bereits gespoilert. Dengue. Natürlich wussten wir, dass man auf Gwada mit tropischen Krankheiten rechnen muss. Darüber gelesen hat man natürlich auch mal was. Aber irgendwie ist es dann doch eher so ein entfernter Gedanke, wenn man sich trotz der Hitze des Abends lange Sachen anzieht, sich die Füsse mit Antibrumm einsprüht oder sich für die Nacht unter's Mückennetz verzieht. Und dann plötzlich am Samstagabend ein Schwindelgefühl. Das ganze ist einer Grippe nicht unähnlich. Nun, eine Woche später ist zum Glück ausser etwas Müdigkeit und etwas Verdauungsschwierigkeiten nicht viel geblieben. Ah ja und etwas muskelkater-ähnlicher Schmerz in den Waden und Unterarmen (darum offensichtlich auch der Name "Knochenbrecher-Fieber"). Aber viel spannender, als alle Symptome aufzuzählen, ist, was ich durch die Erkrankung über Guadeloupe herausgefunden habe.

1. Die Menschen hier sind sehr hilfsbereit. Wenn man ihnen von Schwierigkeiten erzählt, sind sie sehr mitfühlend und bieten gerne Tipps und Hilfe an. Simone hat vom Strassengrill-Meister magenverträgliche Medis nach Hause gebracht, ein Angebot eines älteren Ehepaars am Strand für einen Kinder-Hütedienst erhalten, wurde aufgefordert Orangen zu kaufen für die Vitaminzufuhr, usw. Wie ernst zu nehmen eine Dengueerkrankung denn ist, darüber sind sich dann die Leute schon weniger einig. Für viele ist es wohl halt einfach eine Erkrankung die zum Leben auf der Insel dazugehört. Kann passieren, geht vorbei. Die Einheimischen nehmen es ämu nicht so genau mit dem Mückenschutz. Lange Kleider trägt hier jemand höchstens um die modischen Jeans zu präsentieren oder mit dem Trainingsanzug sportlich auszusehen.  Ein guter Tipp kam vom Nachbar: einen Bluttest machen.

2. Das Gesundheitssystem ist sehr unübersichtlich und sehr unterschiedlich in der Qualität. Zum Bluttest kam ich rasch. Ein paar Minuten mit dem Auto von hier gibt es die Clinique Choisy. Ich also hin, Formalitäten geregelt, Geld bezahlt. Eine halbe Stunde später nahm eine Pflegende schwubdiwupp souverän das Blut. Und am Abend war das Ergebnis per Mail schon da. Zum Arzt kann man dort mit dem Ergebnis allerdings nicht. Eine Sprechstunde gibt es beim Flughafen.

3. Die Menschen hier sind sehr geduldig. Da wir uns mit der Diagnose nicht so ganz sicher fühlten und wir dachten, es sei gut mal noch einen einhemischen Arzt zu fragen, hab ich mich tags darauf auf den Weg zum Flughafen gemacht - mit Wasser und einer Banane in der Tasche. Man weiss ja nie, ob es länger dauert... Erster Challenge, den Flughafen überhaupt zu finden. Kann ja nicht so schwer sein... Strassenschilder sind leider eher Glücksache. Aber immerhin, irgendwie kam ich auf Umwegen zum Flughafen. Und dann der erste Augenschein des Ärztezentrums. Ein offener, 30m langer und 3 Meter breiter Gang mit Wartestühlen. Vielen Wartestühlen, wirklich, wirklich vielen Stühlen. Natürlich praktisch alle Stühle besetzt, sogar am Eingang standen Leute und starrten den Gang hinunter. Den ersten Schock überwunden, zog ich ein Zetteli mit der Wartenummer 48. Die Leute hier sind wie erwähnt sehr geduldig. Ob jung, ob alt, ob mit oder ohne Kind, alle warteteten ruhig, ja schicksalsergeben, manchmal flüsternd, mal laut telefonierend. Und nach 3h kommt der entscheidende Moment. Verpass ihn bloss nicht. Wenn du gerade auf der Toilette bist oder dir etwas zu essen holst (weil so eine Banane reicht jetzt auch nicht ewig), dann ist deine Zahl durch. Hab ich natürlich nicht. Ich wurde registriert und vermessen. Dann durfte ich im Gang vorrücken und warten bis zum Termin bei der Ärzt*in. Geht halt nochmal ein Stündchen, zwei, gell. Immerhin, zuletzt hatte ich meine Fragen geklärt und 50 Euro weniger. Ein Schnäppchen für ein ganzes Tageserlebnis, oder?

1 Kommentar:

  1. Danke für die interessanten Schilderungen! Immerhin: Wenn du in Apulien zum Arzt müsstest (da wart ihr ja auch schon) würde es vermutlich auch nicht besser aussehen...

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